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Objekt des Monats März 2024 - Verborgene Schätze der Wissenschaftlichen Bibliothek

Vorsatzpapier aus dem Buch "Italia Antiqua" von Philipp Clüver (Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier, Signatur: He 338)
Vorsatzpapier aus dem Buch "Italia Antiqua" von Philipp Clüver (Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier, Signatur: He 338)

Heute kauft man im Buchladen ein fertiges Produkt: ein Buch mit passendem Einband. Es war aber nicht immer so. Die Herstellung von Büchern im Mittelalter war eine aufwendige Prozedur. Der Buchbinder hat für jede Handschrift einen unikalen Einband hergestellt, manchmal mit Hilfe des Goldschmiedes und Edelsteinschleifers. Ein Beispiel solchen Schmuckeinbandes ist der Deckel des Ada-Evangeliars. Bis ins 18. und frühe 19. Jahrhundert wurden gedruckte Bücher meist im Auftrag ihrer Käufer von Buchbindern neu gebunden. Der ursprüngliche Pappband eines Buches, so wie er beim Verlag hergestellt wurde, war häufig sehr einfach, da er nicht für die Dauer bestimmt war. Die Buchliebhaber ließen bei Buchbindern Einbände nach eigenem Wunsch erstellen. Oft waren mehrere Werke ähnlich stilistisch gebunden, um den Bibliotheksregalen eine ästhetische Homogenität zu verleihen.

Die massengefertigten Bücher wurden mittels Leder und Schmuckpapieren und einer großen Vielfalt an Techniken in Unikate verwandelt. Brokatpapier, Bronzefirnispapier und Marmorpapier gehörten dem breiten Spektrum der Papierveredelungsverfahren an, die über Jahrzehnte in Vergessenheit geraten sind und heute wiederendeckt werden, um weitere Generationen der Buchkünstler zu inspirieren.

Die Entdeckung historisch-handwerklicher Techniken ist in den Bibliotheken mit einem großen Fundus an Altbestand möglich, wie in der Trierer Wissenschaftlichen Bibliothek, die sich über Jahrhunderte über großzügige Schenkungen der Bibliophilen aus der Region erfreut hat. Einer der bedeutendsten Trierer Kunst- und Buchsammler war der Richter und Gerichtspräsident Johann Peter Job Hermes (1765-1833). Er stiftete seine 22.000 Bände zählende Sammlung - darunter viele Exponate mit kostbaren Einbänden - der Stadtbibliothek Trier.

Ein Beispiel für "Zwischen-den-Deckeln-versteckte"-Schätze, von Staub und Sonnenlicht gut geschützt, bis heute hochglänzend, ist das Vorsatzpapier aus dem Buch Italia Antiqua von Philipp Clüver aus der Bibliothek Hermes. Es handelt sich um ein Bronzefirnispapier. Als Tinte bei diesem Druckverfahren diente eine Mischung aus Firnis und Bronzepulver, zudem wurde als Trägerpapier ein purpurfarbiges Kleisterpapier verwendet. Diese edle Farbmischung und Technik sind fast zu kostbar, um als Vorsatzpapier zu dienen, welches hinter dem Buchdeckel verborgen ist. Selbstverständlich ist die ganze Einbanddekoration prächtig: Goldschnitt mit dezentem Punzenmuster, der Ledereinband mit Vergoldung.

Das Buch und weitere farbigen Kostbarkeiten werden in Rahmen einer kleinen Ausstellung im Foyer der Bibliothek in den drei ersten Aprilwochen zu sehen sein. Die Präsentation dient als Auftakt der dritten Edition der Buchkunst: eine Initiative der Europäischen Kunstakademie und des Buchbindermeisters Edy Willems, die vom 26.-28. April 2024 stattfindet. Mehr Informationen unter https://buchkunst-trier.eu/