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Objekt des Monats August 2023 - Christoph Hawichs „Trier’s Alterthümer und Umgebungen in 22 pittoresken Ansichten“

Ansicht der Kirche Unserer Lieben Frau von Innen, Steindruck von Johann Susenbeth nach dem Entwurf von Christoph Hawich aus Trier's Alterthümer und Umgebungen in 22 pittoresken Ansichten. - Trier : Lintz, 1823. - Elftes Blatt (Stadtarchiv Trier, Stadtansicht Nr. 157)
Ansicht der Kirche Unserer Lieben Frau von Innen, Steindruck von Johann Susenbeth nach dem Entwurf von Christoph Hawich aus Trier's Alterthümer und Umgebungen in 22 pittoresken Ansichten. - Trier : Lintz, 1823. - Elftes Blatt (Stadtarchiv Trier, Stadtansicht Nr. 157)

Christoph Hawich war im Jahr 1823 kein Unbekannter in Trier, weil er einer Künstlerfamilie entstammte. Sein Großvater Jakob Hawich und sein Vater Stephan Hawich waren Maler. Die beiden zogen spätestens 1760 von Koblenz nach Trier und eröffneten in der Hosengasse ein Atelier. 1782 kam Christoph Hawich zur Welt mit guten Aussichten Maler zu werden. Aufgewachsen in der Kunstwerkstatt des Vaters, der als Porträtist, Gemälderestaurator und Kunstlehrer tätig war, hatte er früh Zeichnen und Malen gelernt. Zuletzt war das Familienatelier in der Palastgasse 95 ansässig, wo Christoph Hawich später seine Litografieanstalt öffnete.

Bevor er mit 29 Jahren diesen Schritt wagte, hatte er mehrere Studienreisen unternommen und Erfahrung mit dem Steindruck gesammelt. Neben Stationen in Karlsruhe, Mannheim, Darmstadt, Frankfurt sowie Mainz erlernte der junge Trier Maler auch in Paris diese Technik. Dort begeisterte das neue Medium viele Künstler. Nach der Ausbildung war Hawich in Trier vorerst als Zeichenlehrer und Porzellanmaler tätig.

Parallel bemühte er sich die finanziellen Mittel für die Eröffnung einer eignen Anstalt zu sammeln. Unterstützt durch verschiedene Mäzene und dank des Kredits der Stadt Trier eröffnete er 1823 in der Palastgasse 95 seine Steindruckwerkstatt. Er verfügte über eine Sammlung der Stadtansichten, welche er als Vorlage für die Porzellanmalerei gefertigt hatte und für die Werkmappe „Trier’s Alterthümer“ benutzte. Die Lithografien stellte der Frankfurter Stecher Johan Susenbeth her.

Hier präsentieren wir eine der 22 pittoresken Ansichten aus der Sammlung: Innenraum der Liebfrauenkirche. Mit kleinen Staffagefiguren, welche den Zuschauer in das Bild führen und die Größenverhältnisse des Raumes verdeutlichen. Die Stiche waren auch für die Touristen gedacht. Sie bildeten die wichtigsten Gebäude der Stadt, beispielsweise Porta Nigra, Kaiserthermen und Moselbrücke ab, aber auch die landschaftliche Gegend von Pallien oder Olewig. Weitere Ansichten können auf der Webseite von dilibri  bewundert werden.

Christoph Hawich war ambitioniert und begann bald mit weiteren Projekten. Dazu gehörte unter anderem eine Galerie der Trierer Persönlichkeiten: eine Auswahl an Porträts aus der Sammlung der Wissenschaftlichen Bibliothek kann auf dem Portal Tripota angesehen werden. Der Künstler fertigte im Jahr 1826 großformatige Lithographien: eine Ansicht der Igeler Säule und eine Stadtkarte von Trier, welche er dem Oberbürgermeister der Stadt Trier Georg Wilhelm Nikolaus Haw, widmete.

Leider erwies sich die Steindruckerei nicht als wirtschaftlich. Die Lithografien verkauften sich nicht so gut wie erwartet. Als der Künstler im Jahr 1828 sein Autoporträt malte, heute in der Sammlung des Stadtmuseums, in dem er eher resigniert den Beobachter anschaut, war absehbar, dass die Anstalt keine Zukunft mehr hatte. Zwei Jahre später schloss er auch seine Sonntagsschule für Handwerker und war nur noch als Zeichenlehrer an der Trierer Knabenbürgerschule tätig. Zu seinen Schülern zählte unter anderem der Maler Anton Joseph Dräger. Der Pionier der Lithografie in Trier verstarb, mit fast 66 Jahren, im Jahr 1848 in seiner Heimatstadt. An seine ambitionierten Steindruckprojekte erinnern viele Werke im Bestand des Stadtarchivs.